Mein Eigenwille

Den Eigenwillen aufgeben (Prol. 3)?
Will und soll ich nicht frei, selbständig und erwachsen sein? 

Der Eigenwille ist ein merkwürdiges und sperriges Wort. Der eigene Wille ist uns wichtig; aber eigenwillig zu sein, ist meist eher negativ besetzt: Widerborstig, eigenartig, schräg, verbohrt, irgendwie unpassend.

Der heilige Benedikt meint, der Eigenwille macht uns zu Sklaven unserer Launen und der Gelüste unseres Gaumens (1,11). Das ist leider nur zu wahr, jedenfalls für mich. Demnach macht es mich frei, wenn oder soweit ich meinen Eigenwillen aufgeben kann. 

Er schreibt auch, den Eigenwillen aufzugeben um Christus zu gehorchen, macht glücklich (5, 14-15). Mein Eigenwille dagegen wird leicht zur Ursache für Fehler und Probleme (7,12).

Mein Eigenwille äußert sich also darin, dass ich dem guten Willen Gottes für mich Widerstand leiste, dass ich mich verschließe in meiner eigenwilligen Überzeugung, alles besser zu wissen und alles alleine zu können. Wie ein kleines Kind, das trotzig schreit „selbst, selbst!!!“, auch wenn ihm die Aufgabe zu groß ist.

Wo stecke ich fest, wo brauche ich Hilfe? Kann ich eingestehen, dass ich nicht alles selbst schaffen kann und annehmen, dass ich auch nicht alles selbst zu schaffen brauche? Dass ich diesen Anspruch loslassen darf? „Es gibt einen Gott – und ich bin es nicht…“ (Jim Henson) Das ist doch eigentlich eine große Erleichterung.Kann ich auch meinen Argwohn loslassen, dass Gottes Wille für mich zu schwer sein könnte, dass er mir meine Freiheit nehmen will? Ich möchte mich von der Unfreiheit meines Eigenwillens befreien lassen.

„Gott, ich gebe mich in deine Hand, richte mich auf und tu mit mir nach deinem Willen. Erlöse mich von den Fesseln meines Ichs, damit ich deinen Willen besser erfüllen kann. Nimm meine Schwierigkeiten hinweg, damit der Sieg über sie Zeugnis von deiner Macht, deiner Liebe, deiner Führung ablegen möge (…). Möge ich immer deinen Willen tun.“ (Anonyme Alkoholiker, 1939)


Imuls von Heike

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  1. Liebe Heike,

    vielen Dank für Deine guten Gedanken!
    Besonders gefällt mir, dass Du sie ganz aus der Regel entwickelst.
    Und ich sehe deutlich den Bezug zu unserem Oberthema: Reden ist doch allzu oft nur Ausdruck des Eigenwillens, Schweigen hingegen lässt Raum für alles andere – ja auch für das Andere.
    Und das kann wirklich eine große Erleichterung sein, wie Du schreibst.

    Einen guten Start in die Arbeitswoche!

    1. „Möge ich immer Deinen Willen tun“. Das spricht mich sehr an und dazu erfordert es doch ein hohes Maß an Demut und auch die Haltung des „Zuhörens“ ..

      Vielen Dank für den Impuls, den ich nun gleich in den Arbeitstag mitnehme. Heute habe ich viele Besprechungen und bestimmt ist es besser „gut zuzuhören“ und das Herz zu öffnen und zu schweigen. Und: den Eigenwillen aufzugeben…

  2. Spannende Gedanken zur Regel, die mich anregen, noch weiter über das Thema "Eigenwille" nachzudenken.
    Hört man in die aktuelle Hirnforschung, so gibt es die These, dass unser Wille durchaus von chemischen Prozessen im Gehirn mit gesteuert wird. Da bin ich sehr gespannt, was dort herausgefunden wird.
    Für mich ist all das eine Anregung, meinen Willen zu trainieren mit dem, was meine Ideale, Ansprüche, Werte, Überzeugungen … sind.
    Ein hoch interessantes Feld – aus meiner Sicht.

  3. Mir geht vor allem durch den Kopf, ob wir eigenen Willen mit eigener Meinung gleichsetzen können und sollten. Insofern leben wir ja in einer Zeit, wo es mitunter schwierig ist, für das Eigene Akzeptanz zu finden, so es wirklich eigen, individuell ist und nicht auf dem Strom der Massen mitschwimmt…. Ein weites Feld 🙂

    1. Oh ha, ja ich denke es ist ein schmaler Pfad. Wenn aber die eigene Meinung so eng verwachsen ist mit der Überzeugung den besten Weg, die beste Lösung zu kennen, läuft es dann zumeist darauf hinaus mit dem eigenen Willen, die eigene Meinung durchzusetzen? 😳

    2. Was bei mir die Frage aufwirft, wie viel Raum ‚das Eigene‘ tatsächlich benötigt.
      Ohne Frage sind wir als Individuen, zumal noch mit freiem Willen, geschaffen. Bei aller freiheitlichen Orientierung sind wir aber doch auf ein Gegenüber, also letztlich auf Gemeinschaft verwiesen.
      Doch diese Gemeinsinn-Orientierung ist – allerorten – nach meiner Beobachtung im deutlichen Rückschritt begriffen. Mit seinem Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10, 25-37) erinnert uns Jesus Christus jedoch daran, worauf es wesentlich ankommt: Liebe Gott, liebe dich selbst und liebe deinen Nächsten!

  4. Beim Lesen dieses Impulses erinnere ich mich unweigerlich an ein Führungsseminar, an dem ich vor vielen Jahren teilnehmen konnte: Dort, es war ein schöner Herbstnachmittag, gingen wir irgendwann in den angrenzenden Park und sollten uns mit geschlossenen Augen von je einem anderen Seminarteilnehmenden durch die (ja unbekannte) Umgebung führen lassen. Wenngleich ein Klassiker in solchen Seminaren war das eine eindrucksvolle Erfahrung. Auch hier hatte das eigene Wollen des Geführten zurück zu stehen. Die Übung konnte nur gelingen (wen verwundert‘s), wenn dem/der Führenden ganz vertraut werden konnte.
    Da liegt für mich der Schüssel zur Aufgabe des Eigenwillens: Vertrauen. In dem Fall auf Gott.

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