Stille!

Wenn wir schweigen und hören, ist dann Stille? Stille ist nicht gleich Stille. Schweigen ist nicht gleich Schweigen. Die Nuancen kennen wir aus dem Alltag sehr genau. Es macht einen Unterschied, ob mir jemand gegenübersteht und schweigt, weil er traurig ist, oder weil er wortlos glücklich ist.

Wenn ich den Vers "Schweige und höre, neige deines Herzens Ohr, suche Frieden" lese, habe ich sofort einen Gedanken: Stille und unsere Morgenmeditation in der Cella St. Benedikt. An diesem Ort ist für mich Stille, Raum und Zeit zur Einkehr. Die Stille in unserer Hauskirche deckt sich oft nicht mit meinem inneren Getöse, das ich dann erst „höre“ und wahrnehme…. Und doch, in der Übung und Meditation vertieft sich mein Bedürfnis nach Stille; sie reinigt, ordnet, eröffnet Raum und Zeit für Transzendenz und bringt mich immer wieder neu in einen Beziehungskontext zu Gott. 

Etwa so, wie es Abraham Josuha Heschel beschreibt:

„Die Syntax des Schweigens: Unser Gewahrsein Gottes ist eine Syntax des Schweigens, in der unsere Seelen sich mit dem Göttlichen vereinigen, in der das Unaussprechliche jenseits von uns kommuniziert. (…) Die Stille ist voller Forderungen und wartet auf eine Seele, die das Geheimnis einatmet, welches alle Dinge in ihrer Sehnsucht nach Kommunion ausatmen.“

  • Was ist Stille?
  • Ist Stille für Euch wichtig?
  • Wo ist sie?
  •  Wo ist sie für Euch auffindbar?
  •  Was ist Eure Erfahrung?

Stille! In den Sequenzen des schweigenden Schweigens öffnet sich auch das Ohr meines Herzens. Es entsteht eine friedvolle Leere…, die mich wieder bereit sein lässt, zu hören.


Impuls von Andrea

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  1. Liebe Andrea,
    Deine Gedanken sprechen mir aus dem Herzen!
    Inneres Getöse und die Sehnsucht nach dem schweigenden Schweigen…
    Neben der Liturgie in der Cella ist mir das Herzensgebet ein wichtiger Weg zur Stille geworden. Nach Jahren, Jahrzehnten der Übung fühle ich mich noch immer am Anfang dieses Weges. Aber manchmal sind sie da, die Momente der friedvollen Leere – gerade mitten in der Hektik des Alltags, im Büro, im übervollen Bus, in angespannten Situationen.
    Diese Begegnungen mit dem Ruhepol sind wesentlich, aner flüchtig. Und so braucht es eben die tägliche Übung in einem Raum und einer Zeit, in der die Stille gemeinschaftlich gepflegt wird.
    Daher bin ich unendlich dankbar für die unsere Hauskirche und das Stundengebet, das wir darin halten.
    Vielen Dank, liebe Andrea, und euch allen einen guten Tag!

  2. „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über den Wassern.“ (Gen 1, 1-2 Eberf.)

    Ist der Beginn der Schöpfung die ideale, göttliche Stille? Wenn ja, warum hat Gott die Welt ‚so laut‘ geschaffen?

    „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.“ (Joh 1, 1)

    Oder liegt die eigentliche Stille im Logos? Quasi als innere Negation – Sein im Nichtsein. Stille im Wort!

    Danke Andrea für deinen Impuls. Der DO beginnt damit für mich mit vielen Fragen!

  3. Was ist Stille? Vor allem die Abwesenheit von Geräuschen? Ich glaube, Stille hat viel mehr mit Ruhe und einen ganz natürlichen Rhythmus zu tun. Stille finde ich ganz oft im Wald. Aber nicht, weil dort alles geräuschlos ist, im Gegenteil, die Vögel, der Wind und das Rauschen der Blätter. Aber das alles erwächst aus einer grossen Ruhe, aus der Kraft des Natürlichen. Keine Stille finde ich oft da, wo es eben un-natürlich ist, im Trubel der geschäftigen Stadt.

  4. "Die Stille ist voller Forderungen und wartet auf eine Seele, die das Geheimnis einatmet, welches alle Dinge in ihrer Sehnsucht nach Kommunion ausatmen."
    Danke, Andrea, dieses Zitat besonders hat mich sehr bewegt.

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