Ein alltäglicher Psalm.
Als tiefes Schweigen das All umfing und die Nacht in ihrem Lauf bis zur Mitte gelangt war,
da sprang dein allmächtiges Wort vom Himmel, vom königlichen Thron herab.
Weisheit 18,14f
Frühmorgens fragte einer: Wer fasst mit an?
Wir schwiegen müde und betreten.
Kann er sich das leisten? – merkte eine an.
Beredtes Schweigen war eure Antwort.
Ich schwieg verletzt,
so wurde mein Schweigen verletzend.
Und sie schwieg eisern,
eisig war sein Schweigen.
Anklagend schwieg sie,
hämisch grinsend schwieg ich.
Er wurde totgeschwiegen.
Wütend haben wir geschwiegen,
enttäuscht und erschöpft.
Ihr Schweigen war voller Traurigkeit.
Ich konnte nur fassungslos schweigen.
In seinem Schweigen wuchs die Verzweiflung.
Zweifelnd schwieg ich,
mein Schweigen verstummte.
Und du schwiegst.
Schließlich schwieg er resigniert.
Und gleichgültig schweigend wandte sie sich ab.
Ihr schwiegt höflich und
sein Schweigen war rücksichtsvoll,
ihres war mitfühlend.
Tastend war ihr Schweigen,
kopfschüttelnd zuerst,
dann achselzuckend.
Unser Schweigen löste sich.
Zufrieden lehnten wir uns zurück und schwiegen.
Ein friedliches Schweigen legte sich auf euch.
Fröhlich schwieg sie, leise kichernd.
War unser Schweigen hoffnungsvoll?
Liebevoll lächelnd schwieg er.
Still schweigend lauschte sie dem Schweigen,
schweigend hörte ich zu.
Zugewandt war euer Schweigen,
unsere Herzen neigten sich schweigend der Dämmerung zu.
Tiefes Schweigen breitete sich aus:
absichtslos, offen, endlich bereit.
Da sprang dein Wort.
Impuls von Philipp
Tiefes Schweigen breitete sich aus:
absichtslos, offen, endlich bereit.
Ja, bereit für das Wort – nach der Stille, nach dem Schweigen. Das inspiriert mich sehr.
Ich danke Dir Philipp für diesen Impuls und Deine Gedanken in dieser Woche.
Ich freue mich auf die Begegnungen am morgigen Samstag!
Herzlich, Andrea
Vielen Dank für Deinen Kommentar, liebe Andrea!
Das Zitat aus dem Buch der Weisheit ist ja eigentlich ein in der Weihnachtszeit verwendeter Text – mich faszinierte der Aspekt der Inkarnation im österlichen Kontext unserer Oblation. Und das Ganze vor einem alltäglichen Hintergrund, der allzu oft nur lärmendes Schweigen und – wie Du sinngemäß geschrieben hast – stilles Getöse mit sich bringt.
Freu mich auch auf Morgen!
Euch allen einen guten Tag!
Vielen Dank für diesen Impuls über die Varianten des Schweigens. Zu oft geht es mir selbst noch so, dass ich schweigen als etwas in irgendeiner Art negativ belastetes sehe. Doch, warum eigentlich? DIe Arten des Schweigens können so unterschiedlich sein, die Gründe dafür ebenso, und auch wenn wir schweigen, kann dennoch eine ganze Menge passieren. Vielleicht ergibt sich daraus sogar ein kleiner Bogen von Deinem Abschluss unserer Woche zurück zu meinem Beginn? 🙂
Bis morgen 😉
Wow, Christian, ja – das stimmt!
Da haben wir doch tatsächlich zu-fällig einen guten Bogen hingekriegt…
Danke!
So ein vielstimmiges Schweigen, so viele Gefühle, Absichten und Möglichkeiten. Danke für diesen wunderbaren Text, Philipp!
Ich danke dir, liebe Heike, für deinen Kommentar!